Sonntag, Dezember 17, 2006

Studierendenschaft zwischen Tatenlosigkeit und Engagement

Von Nebojsa Scekic und Diego Garcia Radkau – Präsident und ehemaliger Vize-Präsident der Studierendenorganisation

Seit es die Studierendenorganisation gibt war es ihr Zweck und ihre Funktion, sich sozialpolitisch zu engagieren, zu organisieren und eine Plattform zu bieten, auf welcher die Studierenden in die Auseinandersetzung mit dem Ausbildungsinstitut sowie mit Vertretern der Gesellschaft treten kann. Während dieser Zeit hat sich die Studierendenorganisation ein Bestand an Finanzen erworben, die sich für kleinere, aber auch für grössere Zwecke einsetzen liesse.

Im Wintersemester 2004/2005 trat im Rahmen des Moduls „15.2 Sozialpädagogik: Animationsprojekt“ eine Gruppe des Moduls an die Studierendenschaft. Sie wollten Studierende für ein Projekt gewinnen, bei welchen das Geld, das die Studierendenorganisation als Bestand hat und der gesamten Studierendenschaft zusteht, sinnvoll genutzt werde sollte. Es wurden einige Ideen gesammelt, beispielsweise sollte das Geld für einen neuen Aufenthaltsraum, zur Unterstützung von Projekten mit sozialen Idealen im Raum Basel ect. genutzt werden. In der Folge fragte die Gruppe des Animationsprojekts schliesslich nach Interessentinnen und Interessenten, die eines dieser Ideen als Projekte verfolgen würde. Die Meisten reagierten zurückhaltend: „Zu viel Arbeit, zu wenig Zeit, keine Lust.“ Zumindest stellten ein paar Studierende eine Party auf die Beine.

Natürlich gab es Gründe, dass wenig Studierende zu begeistern waren. Wir kennen alle die Belastung, wenn nicht sogar Mehrfachbelastung, welche viele der Studierenden im Verlauf der Ausbildung erfahren. Daher möchte ich mich über diesen Aspekt gar nicht erst auslassen, denn dies haben Bsonek & Bucher durch ihre eindrückliche Diplomarbeit an unserer Hochschule schon getan. Über fehlende zeitliche Ressourcen war und ist die Studierendenorganisation voll im Bilde, da sie dies selbst in der Erfüllung ihrer Aufgaben zu spüren bekommt. Dennoch verfügt die Studierendenorganisation über finanzielle Ressourcen, die tatsächlich für einen grösseren Zweck eingesetzt werden könnte, sich sogar sozialpolitisch zu engagieren.

Im Sommersemester 2006 erlangte die Studierendenorganisation neue Vorstandsmitglieder und ging mit neuer Energie ihrem Zweck nach – immer unter der Bezugnahme, dass die Studierendenorganisation nur unter der Partizipation, der Teilnahme, aller Studierenden funktionieren kann. Schliesslich sind wir als Studierendenorganisation - auch Studierende sowie - die Vertretung aller Studierenden. Wir sind auf diese Teilnahme sämtlicher Studierender angewiesen – auch in Form von Kritik und Anregungen gegenüber der Organisation und Struktur der Studierendenorganisation. Doch wie hat diese Teilnahme konkret im 2006 ausgesehen? Mit der Fusion zur FHNW per 2006 musste sich auch die Studierendenorganisation zu einem Verein umorganisieren. Dies bedeutet, dass für die Studierendenorganisation nicht mehr jedes Semester 10.- Sfr pro Studierende als Gebühren eingezogen werden, sondern dass diese. 10.- Sfr von den Studierenden als freiwilliger Beitrag einbezahlt werden kann, was eine automatische Mitgliedschaft im Verein Studierendenorganisation zur Folge hat. Dadurch richtet sich die Funktion der Studierendenorganisation sowie der Einsatz von finanziellen Beiträgen hauptsächlich an diese Mitglieder. Da im Kalenderjahr 2006 nur von einem kleinen Anteil der Studierenden der Mitgliederbeitrag von 10.- Sfr einbezahlt wurde, haben wir statt den üblichen jährlichen Einnahmen von rund 7000.- Sfr, lediglich 1185.- Sfr an Mitgliederbeiträgen erworben. Dies ist eine Einbusse von fast 6000.- Sfr, was unsere finanziellen Ressourcen und Möglichkeiten erheblich einschränkt. Aus diesem Grunde mussten wir leider im Dezember einer Gruppe, die im Rahmen eines Moduls ein Projekt verfolgt, eine abschlägige Antwort im Hinblick auf finanzielle Beiträge erteilen.

Wir freuen uns zwar sehr über die wenigen Mitglieder, die wir haben und bedanken uns bei diesen. Dennoch bedauern wir sehr, dass die Studierendenorganisation zurzeit eine schwache Partizipation von Seiten der Studierenden erlebt. Dies nehmen wir stark über die Zeichen wahr, dass wie erwähnt sehr wenige Mitgliederbeiträge bezahlt werden oder dass unsere Einladungen zu einer GV, zur Mitarbeit in Komitees, zur Mitarbeit in Arbeitsgruppen, zur Mitarbeit im Vorstand ect. kaum bis gar nicht wahrgenommen werden. Zur GV sind von rund 380 eingeladenen Studierenden lediglich vier Personen erschienen, inklusive drei Leute aus dem Vorstand, welche die GV organisiert haben; faktisch erschien also eine Person. Vier Teilnehmende bedeutet eine Teilnahme von 1%. Ergo ein Prozent Partizipation. Selbst die neutrale Schweiz hat bei ihrer Wahlen 44mal mehr Partizipation.

Diese Passivität warf innerhalb der Studierendenorganisation eine Menge Fragen auf. Von angehenden Sozialtätigen sollte man meinen, dass sie besonders aktiv bei sozialen Aktivitäten und somit bei sozial- und gesellschaftspolitischen Fragen sind. Doch wo beginnen, wenn nicht bei der eigenen Bevölkerungsgruppe, bei der eigenen Berufsgruppe? Bei den eigenen Interessen? Wie soll man benachteiligte Bevölkerungsgruppen organisieren, vertreten, ihnen behilflich sein, wenn man es noch nicht einmal bei sich selbst schafft? Wie kann Kritik an der Organisation der Ausbildung aufkommen, wenn die Selbstorganisation der Studierendenschaft mangelhaft ist? Die Kluft zwischen Kritik, Veränderungswillen und Engagement zur tatsächlichen Veränderungen ist immens. Welche Gründe gibt es dafür? Ist es Desinteresse? Sind es mangelnde Fähigkeiten oder Informationen? Oder fehlende Ressourcen?

Sozialarbeit verstand sich in der Vergangenheit als konkretes sozialpolitisches Engagement. In diesem Zusammenhang sagte Mario Lechner - Politiker und Vorsitzender des österreichischen Berufsverbandes der Sozialarbeiter (VBDS):

„Gerade bei den Studentinnen und Studenten erlebe ich viel Engagement. Es gilt, einen 50 Jahre alten Verband so zu gestalten, dass er diesem Engagement einen Platz bietet. Wichtig war und ist uns dabei, dass wir nicht nur rein berufs-, also standespolitisch agieren, sondern darüber hinaus in sozial- und gesellschaftspolitischen Fragen aktiv sind.“

Als angehender Sozialpädagoge glaube ich an die Fähigkeiten meiner Klienten. Wieso sollte ich also nicht an die Fähigkeiten meiner Mitstudierenden glauben? Partizipation an allen Fragen, welche den eigenen akademischen und professionellen Werdegang betreffen, sind an unserem Institut stets aktuell und relevant. Warum also nicht auch an der Studierendenorganisation? Vielleicht sogar jetzt, mit einem Eintrag der eigenen Gedanken zu diesem Text unter „Comments“.

Freitag, Dezember 08, 2006

Statuten der Studierendenorganisation



Statuten, Seite 1



Statuten, Seite 2

Protokoll der Mitgliederversammlung



Protokoll der Mitgliederversammlung vom 7. Dezember 2006