Studierendenschaft zwischen Tatenlosigkeit und Engagement
Von Nebojsa Scekic und Diego Garcia Radkau – Präsident und ehemaliger Vize-Präsident der Studierendenorganisation
Seit es die Studierendenorganisation gibt war es ihr Zweck und ihre Funktion, sich sozialpolitisch zu engagieren, zu organisieren und eine Plattform zu bieten, auf welcher die Studierenden in die Auseinandersetzung mit dem Ausbildungsinstitut sowie mit Vertretern der Gesellschaft treten kann. Während dieser Zeit hat sich die Studierendenorganisation ein Bestand an Finanzen erworben, die sich für kleinere, aber auch für grössere Zwecke einsetzen liesse.
Im Wintersemester 2004/2005 trat im Rahmen des Moduls „15.2 Sozialpädagogik: Animationsprojekt“ eine Gruppe des Moduls an die Studierendenschaft. Sie wollten Studierende für ein Projekt gewinnen, bei welchen das Geld, das die Studierendenorganisation als Bestand hat und der gesamten Studierendenschaft zusteht, sinnvoll genutzt werde sollte. Es wurden einige Ideen gesammelt, beispielsweise sollte das Geld für einen neuen Aufenthaltsraum, zur Unterstützung von Projekten mit sozialen Idealen im Raum Basel ect. genutzt werden. In der Folge fragte die Gruppe des Animationsprojekts schliesslich nach Interessentinnen und Interessenten, die eines dieser Ideen als Projekte verfolgen würde. Die Meisten reagierten zurückhaltend: „Zu viel Arbeit, zu wenig Zeit, keine Lust.“ Zumindest stellten ein paar Studierende eine Party auf die Beine.
Natürlich gab es Gründe, dass wenig Studierende zu begeistern waren. Wir kennen alle die Belastung, wenn nicht sogar Mehrfachbelastung, welche viele der Studierenden im Verlauf der Ausbildung erfahren. Daher möchte ich mich über diesen Aspekt gar nicht erst auslassen, denn dies haben Bsonek & Bucher durch ihre eindrückliche Diplomarbeit an unserer Hochschule schon getan. Über fehlende zeitliche Ressourcen war und ist die Studierendenorganisation voll im Bilde, da sie dies selbst in der Erfüllung ihrer Aufgaben zu spüren bekommt. Dennoch verfügt die Studierendenorganisation über finanzielle Ressourcen, die tatsächlich für einen grösseren Zweck eingesetzt werden könnte, sich sogar sozialpolitisch zu engagieren.
Im Sommersemester 2006 erlangte die Studierendenorganisation neue Vorstandsmitglieder und ging mit neuer Energie ihrem Zweck nach – immer unter der Bezugnahme, dass die Studierendenorganisation nur unter der Partizipation, der Teilnahme, aller Studierenden funktionieren kann. Schliesslich sind wir als Studierendenorganisation - auch Studierende sowie - die Vertretung aller Studierenden. Wir sind auf diese Teilnahme sämtlicher Studierender angewiesen – auch in Form von Kritik und Anregungen gegenüber der Organisation und Struktur der Studierendenorganisation. Doch wie hat diese Teilnahme konkret im 2006 ausgesehen? Mit der Fusion zur FHNW per 2006 musste sich auch die Studierendenorganisation zu einem Verein umorganisieren. Dies bedeutet, dass für die Studierendenorganisation nicht mehr jedes Semester 10.- Sfr pro Studierende als Gebühren eingezogen werden, sondern dass diese. 10.- Sfr von den Studierenden als freiwilliger Beitrag einbezahlt werden kann, was eine automatische Mitgliedschaft im Verein Studierendenorganisation zur Folge hat. Dadurch richtet sich die Funktion der Studierendenorganisation sowie der Einsatz von finanziellen Beiträgen hauptsächlich an diese Mitglieder. Da im Kalenderjahr 2006 nur von einem kleinen Anteil der Studierenden der Mitgliederbeitrag von 10.- Sfr einbezahlt wurde, haben wir statt den üblichen jährlichen Einnahmen von rund 7000.- Sfr, lediglich 1185.- Sfr an Mitgliederbeiträgen erworben. Dies ist eine Einbusse von fast 6000.- Sfr, was unsere finanziellen Ressourcen und Möglichkeiten erheblich einschränkt. Aus diesem Grunde mussten wir leider im Dezember einer Gruppe, die im Rahmen eines Moduls ein Projekt verfolgt, eine abschlägige Antwort im Hinblick auf finanzielle Beiträge erteilen.
Wir freuen uns zwar sehr über die wenigen Mitglieder, die wir haben und bedanken uns bei diesen. Dennoch bedauern wir sehr, dass die Studierendenorganisation zurzeit eine schwache Partizipation von Seiten der Studierenden erlebt. Dies nehmen wir stark über die Zeichen wahr, dass wie erwähnt sehr wenige Mitgliederbeiträge bezahlt werden oder dass unsere Einladungen zu einer GV, zur Mitarbeit in Komitees, zur Mitarbeit in Arbeitsgruppen, zur Mitarbeit im Vorstand ect. kaum bis gar nicht wahrgenommen werden. Zur GV sind von rund 380 eingeladenen Studierenden lediglich vier Personen erschienen, inklusive drei Leute aus dem Vorstand, welche die GV organisiert haben; faktisch erschien also eine Person. Vier Teilnehmende bedeutet eine Teilnahme von 1%. Ergo ein Prozent Partizipation. Selbst die neutrale Schweiz hat bei ihrer Wahlen 44mal mehr Partizipation.
Diese Passivität warf innerhalb der Studierendenorganisation eine Menge Fragen auf. Von angehenden Sozialtätigen sollte man meinen, dass sie besonders aktiv bei sozialen Aktivitäten und somit bei sozial- und gesellschaftspolitischen Fragen sind. Doch wo beginnen, wenn nicht bei der eigenen Bevölkerungsgruppe, bei der eigenen Berufsgruppe? Bei den eigenen Interessen? Wie soll man benachteiligte Bevölkerungsgruppen organisieren, vertreten, ihnen behilflich sein, wenn man es noch nicht einmal bei sich selbst schafft? Wie kann Kritik an der Organisation der Ausbildung aufkommen, wenn die Selbstorganisation der Studierendenschaft mangelhaft ist? Die Kluft zwischen Kritik, Veränderungswillen und Engagement zur tatsächlichen Veränderungen ist immens. Welche Gründe gibt es dafür? Ist es Desinteresse? Sind es mangelnde Fähigkeiten oder Informationen? Oder fehlende Ressourcen?
Sozialarbeit verstand sich in der Vergangenheit als konkretes sozialpolitisches Engagement. In diesem Zusammenhang sagte Mario Lechner - Politiker und Vorsitzender des österreichischen Berufsverbandes der Sozialarbeiter (VBDS):
„Gerade bei den Studentinnen und Studenten erlebe ich viel Engagement. Es gilt, einen 50 Jahre alten Verband so zu gestalten, dass er diesem Engagement einen Platz bietet. Wichtig war und ist uns dabei, dass wir nicht nur rein berufs-, also standespolitisch agieren, sondern darüber hinaus in sozial- und gesellschaftspolitischen Fragen aktiv sind.“
Als angehender Sozialpädagoge glaube ich an die Fähigkeiten meiner Klienten. Wieso sollte ich also nicht an die Fähigkeiten meiner Mitstudierenden glauben? Partizipation an allen Fragen, welche den eigenen akademischen und professionellen Werdegang betreffen, sind an unserem Institut stets aktuell und relevant. Warum also nicht auch an der Studierendenorganisation? Vielleicht sogar jetzt, mit einem Eintrag der eigenen Gedanken zu diesem Text unter „Comments“.
13 Comments:
Hmm, etwas befremdet habe ich den Text über das fehlende Interesse an der StO gelesen. Ich kann natürlich nur für mich sprechen / schreiben, aber ich denke, die StO ist zu wenig present. Man weiss eigentlich gar nicht so richtig, weshalb man diese CHF 10.- einbezahlen soll. Weil ich der StO grundsätzlich positiv gegenüber stehe, habe ich letztes Semester CHF 20.- einbezahlt und habe vor, dies auch dieses Semester zu tun, aber ich denke, wenn die StO nicht presenter wird, werde ich meinen Beitrag auch irgendwann sistieren.
Meiner Meinung nach sollte das Geld ausschliesslich für Studierende verwendet werden. Das Grillfest im Sommer 06 beispielsweise war eine gute Idee. Events in dieser Art hätten sicher Chancen, sich zu etablieren...
Ausserdem finde ich auch, dass der Zustand der Küche und des Aufenthaltsraumes zu wünschen übrig lässt. Vielleicht wären einige der Studenten eher bereit, ihren Beitrag zu bezahlen, wenn sie konkret wüssten, was sie finanzieren.
Ich habe die StO, seit sie den Blog hat genügend präsent erlebt. Zum Beispiel kann man jetzt auf dem Blog die Statuten nachlesen. Da steht drin, für was man den Beitrag bezahlt.
Ich reise quer durch die Schweiz nach Basel in die Schule und bin froh wenn ich im Teilzeitpensum Kind, Familie, Studium zu Hause und Schreibarbeiten für die Schule, Job und Beziehung unter einen grossen Hut bringe. Ich habe keine Energie für innerpolitisches Engagement- fände eher bessere Bedingungen toll: Wie wäre es mit günstigen Übernachtungsmöglichkeiten für ausserkantonale StudentInnen? Einer Tauschplattform: Englisch gegen Stipendientips oder Babysitting? Im Haus haben vor uns StudentInnen für die vorhandene Infrastruktur gekämpft. Der Stillraum, die Küche, der Fussballkasten wird genutzt, klar könnte vieles eine Renovation vertragen aber wichtiger finde ich dass Jede(r) mal die Abwaschbürste schwingt. Ich trockne ab-
Nun, Die StO hat sich nicht mal an einem Abend die Zeit für uns "Neuen" vom W 06/07 genommen, und sich uns im O'Tutorat vorgestellt. Wie glaubhaft soll denn die Hilfe der StO sein, wenn sie sich nicht mal so viel Zeit und Interesse für ihre zukünftige zahlende Mitglieder nimmt. Wie sollen wir dann glauben, sie sei an uns und nicht am Beitrag interessiert.
Maida
Info an Maida:
Selbstverständlich müssen wir dies nachholen und dies haben wir auch vor. Wir haben ursprünglich die Tutoren zu uns eingeladen. Die Idee war, dass wir zuerst sie kennen lernen und dann mit ihnen ein treffen mit den neuen Semestrigen planen. Doch von rund 10 eingeladenen Tutoren sind lediglich zwei von O-Tutorat erschienen. Ihnen haben wir mitgeteilt, dass besonders für die Neuen unsere MV von Interesse wäre.
Gruss, Studierendenorganisation
Ich versteh gar nicht, warum sich alle so aufregen. Schon mal gemerkt, dass die StO gerade drei Leute hat. Verglichen mit der StO von der Uni ist das aber wenig. Ist doch klar, dass sie nicht alles zu backen bekommt. Ich wäre auf jeden Fall dabei, wenn es drumm geht an einen neuen Aufenthalstraum schaffen.
Es ist schon so, dass man nicht von Anfang an wusste, wofür man die Fr. 10.00 einbezahlt.
Eine Idee für vermehrte Teilnahme wäre z.B. wenn die StO ein Thema vorschlägt, an dem in der Öffentlichkeit gearbeitet werden kann. Oder die Schule könnte z.B. ein Modul anbieten, wo es um Öffentlichkeitsarbeit geht und wo die Studierenden zusammen mit der StO daran arbeiten.
Leider ist die Mehrfachbelastung schon ziemlich gross und ich bin abends immer froh, wenn die Schule vorüber ist.
hallo,nun wir waren im o tutorat mehrere leute die gewartet haben.....ihr,als sto,wurdet eingeladen euch bei uns vorzustellen.nicht zu erscheinen ist keine entschuldigung und rückt eure org. in ein ziemlich schlechtes licht.vor allem für neue studenten,die noch nicht genau im bild sind, um was es geht.da habt ihr wirklich ne chance verpasst.schade.
ich wünsche euch einen guten rutsch ins neue jahr.....viel erfolg beim mitglieder suchen.
An Anonym vom O-Tutorat:
Hallo
Von welcher Einladung ist denn die Rede? Ich habe nähmlich Keine bekommen.
Gruss, Nebojsa
Hallo
ich beziehe mich auf die Information bezüglich Tutoren.
Ich bin im Psychologie- Tutorat "tätig" und mitunter also auch eine von denen, die der Einladung der StO nicht gefolgt sind...komischerweise weiss ich nichts von einer Einladung. Wo da wohl die Kommunikationsstörung liegt? Schade...hätte das eine gute Sache gefunden und kann mir resp. der StO nur wünschen, dass solche Absichten zukünftig realisiert werden können!
Herzlich, Barbara
Finde es enorm spannend, dass auf den Post von Barbara Bösiger nicht eingegangen wird!
An Anonymus:
Finde deine Haltung auch spannend. Mit Barbara Bösiger hatte ich nämlich persönlich Kontakt.
Nebojsa
übrigens super, dass das einzige was ihr durch meine ganze studienzeit erreicht habt ist, dass wieder automatisch allen wertvolles Geld abgeknöpft wird, damit ihr damit ein bisschen pläuscheln könnt...
ihr seid ja fast so lästig wie gelbe gewerkschaften...
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